Tod und Leben liegen nahe beieinander

"Mitten wir im Leben sind schon vom Tod umfangen" - dieses bekannte Kirchenlied zeigt, daß Leben und Sterben zusammengehören. Grabfunde öffnen uns den Blick auf das Leben und die Bestattungsriten unserer Vorfahren. Von der ständigen Präsenz der Verstorbenen im alltäglichen Leben zeugen vor allem die Bräuche der Römer.
Via Appia Sie begruben Tote entlang großer Verkehrsstraßen, wie der Via Appia in Rom, um sie in den Tagesablauf der Lebenden einzubeziehen. Denn nach den Vorstellungen der Antiken Welt existieren die Seelen im Reich der Schatten weiter. Prunkvolle Grabmale mit ausführlichen Inschriften verkündeten der Nachwelt, was der Verstorbene zu Lebzeiten vollbracht hatte. Selbst Haussklaven wurde eine würdige Grabstätte zuteil. Kein Zeichen der Erinnerung zu setzen, war für den antiken Menschen unvorstellbar.

Das Grab als Bezugspunkt für die eigenen Wurzeln

Auch die Friedhöfe neuzeitlicher Prägung besitzen eine vergleichbare Funktion. Je mehr die Mobilität in unserer modernen Gesellschaft voranschreitet, so prognostizieren Psychologen, desto stärker wird das Bedürfnis der Menschen nach Ruhe und konkreten
Bezugspunkten. Gräber geben Aufschluß über den Ursprung der eigenen Wurzeln und der Familiengeschichte. Sie stehen für die Familientradition und sichern die Verbindung zu den Ahnen. Herbstlicher Wald

Das Grab als Ort der Trauer

Die Entscheidung über die Art und Weise der Bestattung sollte gut überlegt sein. Der Tod eines Angehörigen ist sehr schmerzhaft und trifft die heute übliche Kleinfamilie viel stärker, als es bei den großen, beschützenden Familienverbänden früherer Zeiten der Fall war. Bei der anonymen Bestattung gibt es für die Menschen keinen Ort, wohin sie ihre
Herbstlaub Liebe und Trauer tragen können. Besonders zu den Totengedenktagen im November, wenn sich andere zum Besuch des Familiengrabes zusammenfinden, spüren betroffene Hinterbliebene schmerzlich die Folgen einer solchen Entscheidung.