... über Friedhöfe und Bestattungen

Feste Regeln für die Bestattung von Verstorbenen lassen sich bereits bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Die Verstorbenen wurden in sogenannten Hockergräbern beigesetzt, d.h. sie nahmen eine hockende Position im Grab ein. Diese Gräber befanden sich oft innerhalb oder in unmittelbarer Nähe des eigenen Hauses, damit die Ahnen den Lebenden nahe waren.
Daneben entwickelte sich das Megalithgrab, ein Grab in der Form und Bedeutung eines Hauses, in dem alle Verstorbenen einer Sippe beigesetzt wurden. HügelgrabNeben diesen Sippengräbern entstanden in weiten Teilen Europas die Hügelgräber, Aufschüttungen aus Erdreich oder Steinen mit einem kreisrunden Grundriß. Hügelgräber liegen meist in Gruppen zusammen und enthalten Särge oder Grabkammern aus Holz oder Stein. Diese Grabform herrschte in einigen Teilen Europas bis in die Wikingerzeit vor.

Aus dem Glauben, der Verstorbene setze sein diesseitiges Leben im Jenseits fort, wurden den Toten notwendige Dinge des täglichen Lebens mit in das Grab gegeben. Dort, wo die Grabkammer, das Haus der Toten, auf die symbolische Form des Sarkophargs schrumpfte, wurden Miniaturen als Grabbeilagen verwendet.
Gräber wurden in der Regel in allen Epochen oberirdisch gekennzeichnet. Dabei handelte es sich zunächst um einfache Holzpfosten oder Steinsäulen, die erst sehr viel später im Mittelalter durch den Memorienstein mit einer Darstellung des Verstobenen oder einer Inschrift abgelöst wurden.

Die Geschichte des christlichen Friedhofs entwichkelte sich aus den Bräuchen der Kulturkreise, in denen das Christentum aufkam. So gab es zunächst überwiegend Felsengräber außerhalb der Ortschaften und nur vereinzelt unterirdische Grabstätten, wie die Katakomben in Rom. Durch das Errichten von Kirchen am Sterbeort von Märtyrern und die Aufbewahrung von Reliquien in den Kirchen, traten diese in eine besondere Beziehung zum Bestattungsort für Tote.
Der Wunsch, eine möglichst enge Verbindung zu den Märtyrern herzustellen, führte dazu, daß ab ca. 460 Verstorbene auch in Kirchen beigesetzt wurden. Zunächst war dies ein Ehrenrecht für hochgestellte Persönlichkeiten. Im Spätmittelalter wurden Grabstätten innerhalb der Kirchen und Klöster auch käuflich. Der geringe Platz in der Kirche führte dazu, daß auch der Kirchhof für Begräbnisse hinzugezogen wurde. Die Kirche war somit der zentrale Ort des gesellschaftlichen Lebens innerhalb der Gemeinde. Neben dem sonntäglichen Gottesdienst fanden hier alle bedeutsamen Ereignisse des Gemeindelebens statt: Taufe, Hochzeit und Beisetzung.

Durch das starke Anwachsen der Bevölkerung, vor allem in den Städten, reichte der Platz auf den Kirchhöfen nicht mehr aus. So wurden neue Friedhöfe außerhalb der Stadt angelegt, die aber noch einen engen örtlichen Bezug zum Wohnort der Angehörigen hatten. Da in den letzten einhundert Jahren die Städte noch viel stärker wuchsen, als dies erwartet worden war, liegen viele dieser Friedhöfe heute in recht zentraler Lage in den Stadtgebieten.
Ende des 19. Jahrhunderts begann man dann damit, Friedhöfe weit außerhalb der Stadtgrenzen anzulegen. Damit wandelte sich auch das Erscheinungsbild. Statt Flächen mit reihenweise angelegten Grabfeldern und vereinzeltem Baumbewuchs aus Linden, denen eine besonders starke luftreinigende Wirkung nachgesagt wurde, entstanden nun Waldfriedhöfe und gartenarchitektonisch gestaltete Anlagen.

Die beiden großen christlichen Konfessionen haben eine leicht unterschiedliche Auffassung von Friedhöfen. So verlangt der katholische Ritus einen eingesegneten Friedhof bzw. ein einzeln eingesegnetes Grab oder Teilsück auf einem Friedhof. Der Ruheort der Verstorbenen ist somit ein geweihter Ort. Die evangelische Kirche sieht im Friedhof einen stillen Ort der Andacht und des Gebets (M. Luther), der an die Toten erinnert.